Kunst und Kultur in Portugal
Kunst und Kultur in Portugal zeichnen sich durch ihre reiche Vielfalt und tief verwurzelte Geschichte aus. Von der fesselnden portugiesischen Musik, darunter der traditionelle Fado, bis zu den beeindruckenden Museen und historischen Denkmälern, spiegelt das künstlerische Erbe des Landes eine facettenreiche und lebendige Szene wider.
Wer glaubt, Deutschland ist das Land der Dichter, revidiert seine Meinung vielleicht nach einem Blick auf die portugiesische Kultur. Schon im Mittelalter gab es herausragende epische und lyrische Werke, die Lyrik selbst war weit verbreitet, weit mehr als die Prosa. Erst ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sich auch die Prosa. Portugiesische Literatur wurde und wird im Ausland kaum wahrgenommen, lediglich die moderne Literatur ist nicht zuletzt durch den Literatur-Nobelpreisträger José Saramago etwas weiter in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt.
Weit bekannter als die portugiesische Literatur ist ihre Musik. Den Fado verbindet gedanklich jeder sofort mit Portugal. Fado, das heißt Schicksal. Traurig, wehmütig klingen die Lieder, die stets von männlichen Musikern begleitet werden. Seinen Ursprung hat der Fado in den Kneipen und Lokalen der ehemaligen Armenviertel Lissabons, wo Fischer, Seeleute und gestrandete Seelen bei den ersten Klängen des „portugiesischen Blues“ kollektiv in Seufzer verfielen, vereint in Schmerz und Sehnsucht. Heute unterscheidet man zwischen dem Fado Professional und dem Fado Vadio. Der Fado Professional wird von professionellen Sängern im festen Rahmen eines Konzerts vorgetragen. Der Fado Vadio dagegen ist die ursprünglichere, ehrlichere Form dieses Musikstils. Er wird spontan angestimmt, in Lokalen, Kneipen, immer da wo Menschen zusammensitzen und Sehnsucht haben. Bevor der Schmerz zu groß wird, stimmen sie ein Lied an, die Strophen werden improvisiert, die Leistung entsprechend mit Applaus honoriert.
Viele, die das erste Mal nach Portugal kommen, staunen maßlos über die wunderbaren, kunstvoll bemalten Fliesen, die jedes Haus schmücken. Diese Azulejos sind ein Vermächtnis der Mauren, Schmuck und Klimaanlage zugleich. Die Gestaltung der Azulejos fällt immer anders aus, nie gleichen sich die Motive. Die schönsten und ältesten dieser Fliesen schmücken Kirchen und Kathedralen, Bahnhöfe und Kaffeehäuser. In manchen Städten kann man an ihnen sogar die Geschichte der jeweiligen Stadt ablesen.
Azulejos findet man oft kunstvoll bemalt und glasiert in Kirchen wieder. Dort werden sie häufig ergänzt durch die Talha Dourada, ein typisch barockes Gestaltungselement in portugiesischen Kirchen: an Wänden und Decke hängt wundervolles Schnitzwerk, das vollkommen vergoldet worden ist. Apropos Kirchen: die meisten von ihnen wurden entweder im manuelinischen Stil erbaut oder nachträglich umgebaut. Den manuelinischen Stil findet man nur im Portugal des 16. Jahrhunderts. Er gilt als Spielart der Spätgotik und zeichnet sich durch maritime Gestaltungselemente wie Seile, Knoten oder Wellen aus.